Klimawandel und Kormorane verschärfen Bedrohungslage für Forellen und Äschen
Immer mehr Kormorane, immer weniger Forellen und Äschen: Die Arbeitsgemeinschaft der Fischereiverbände der Alpenländer (ARGEFA) ist alarmiert. Erst recht, weil der Klimawandel die Fische zusätzlich bedroht. An der Jahrestagung in Schaffhausen forderten die Fischereiverbände von Baden-Württemberg, Bayern, Liechtenstein, Österreich, Schweiz, Slowenien und Südtirol von der Politik „endlich konkrete und spürbare Maßnahmen“.
Die Arbeitsgemeinschaft der Fischereiverbände der Alpenländer (ARGEFA) stellt fest, dass sich die Situation mit dem Kormoran, insbesondere im Alpenraum, massiv verschärft hat. Brutbestände der Kormorane nehmen dort seit knapp 20 Jahren massiv zu, eine Trendwende ist nicht in Sicht. Anders in Bayern: Dank eines konsequenten Kormoranmanagements konnten die Bestände des Kormorans stabilisiert werden, wenn auch auf hohem Niveau. Neue Brutkolonien werden nicht toleriert.
Kormorane fressen Äschen und Forellen zu Tode!
Für gefährdete Fischarten (speziell die Äsche) in den Fließgewässern ist und bleibt der Kormoran eine existenzielle Bedrohung. Aufgrund seines großen Aktionsradius bei der Beutesuche sind Kormoranpopulationen an den stehenden Gewässern ins Management zu integrieren und in ihrer Anzahl deutlich zu reduzieren.
„Wir fordern endlich eine wirkungsvolle Ursachenbekämpfung statt der aktuell nötigen, aufwändigen und teuren Symptombekämpfung“,
ruft die Delegiertenversammlung der ARGEFA den Behörden der EU, der Schweiz und den Regierungen der Alpenländer zu.
Mit Beschluss vom 12. Juni 2018 fordert das Europäische Parlament die EU-Kommission auf, „gemeinsam mit den Mitgliedstaaten Maßnahmen zu ergreifen, die die Kormoranbestände mit allen Mitteln drastisch auf ein derartiges Maß reduzieren, dass einerseits die Bestandserhaltung der Kormorane gewährleistet wird und andererseits keine Bedrohung für andere Arten entsteht und Schäden in den betroffenen Aquakulturen abgewendet werden.“ Die ARGEFA verlangt endlich ein ganzheitliches, europäisches Kormoranmangement mit möglichen Eingriffen in die Brutgebiete.
Klimawandel: neue Gefahr für Fische
Zusätzlich zum Raubvogel Kormoran werden die Fische durch den Klimawandel bedroht. Wärmere Temperaturen bedeuten wärme Gewässer. Das löst bei den Fischen Leiden oder Tod aus. Während andere Fische sich zum Teil in höher gelegene, kühlere Gewässerabschnitte zurückziehen können, wird die Äsche durch die steigenden Temperaturen an den Rand des Aussterbens gedrängt.
Damit die Äsche als Indikator für intakte, größere Fließgewässer und auch als Kulturgut erhalten werden kann, müssen dringend Maßnahmen umgesetzt werden. Dass diese dringlich sind, verdeutlicht die von der Schweiz geplante Verschärfung des Gefährdungsstatus der Äsche im Bundesgesetz über die Fischerei von "gefährdet" auf „stark gefährdet". Damit sind auch die Behörden zusätzlich gefordert, den Schutz der Fischbestände zu verstärken.
Nötige Maßnahmen
Die nationalen und regionalen Fischereiorganisationen fordern seit Jahren die Umsetzung von folgenden Maßnahmen im Interesse des Lebensraums im und am Gewässer:
- Reduktion der schädlichen Auswirkungen von Wasserkraftanlagen (Vermeidung Sunk-Schwall und Restwasserstrecken, Bau von Wanderhilfen, ökologische Ausgleichsmaßnahmen)
- Verzicht auf den Bau neuer Wasserkraftwerke in intakten Gewässerabschnitten oder potentiellen Renaturierungsabschnitten
- Verbesserung der Gewässerstrukturen und Wiederherstellung eines intakten Geschiebehaushaltes
- Zeitgemäßer und naturnaher Gewässerunterhalt, welcher eine natürliche Beschattung der Gewässer ermöglicht (Etablierung eines schützenden Gewässerrandstreifens)
- Vernetzung und Aufwertung bedeutender Seitengewässer
- Senkung der chemischen Belastung der Gewässer durch Pestizide, Mikroverunreinigungen, Siedlungsentwässerung etc.
- Reduktion der Kormoranbestände auf ein Maß, das nachhaltige Fischbestände zulässt.
Hintergrundwissen zum Kormoran
Der europäische Kormoranbestand ist höher als jemals zuvor. Diese Vogelart ist, im Gegensatz zu den von ihr bedrohten Fischarten, nicht gefährdet und breitet sich seit Jahren in Gebieten aus, in denen sie als Brutvogel niemals heimisch war. Aktuelle Zahlen aus den Alpenländern belegen den explosionsartigen Anstieg der Kormoranbestände, insbesondere in Baden-Württemberg und der Schweiz, aber auch in den anderen Alpenländern. Während die Zahlen der Winterzählungen auf einem inakzeptablen hohen Stand konstant sind, nehmen auch die Brutbestände dramatisch zu. Der daraus resultierende Fraßdruck durch Kormorane auf die Fischbestände verstärkt sich damit von Jahr zu Jahr. Eine Trendumkehr ist nicht absehbar. Den Ländern mit hohen Kormoranbruten kommt hier deshalb eine besondere Bedeutung zu, die Bestände zu reduzieren. Um dieses Ziel zu erreichen, ist eine Ursachenbekämpfung (d.h. massive Reduktion der gesamten Kormoranpopulation z.B. durch Eingriffe in den Brutgebieten) deutlich wirkungsvoller, als die Symptombekämpfung durch die Bejagung in den Fließgewässern oder an den Netzen der Berufsfischern. Aktuell ist und bleibt die Bejagung und Vergrämung der Kormorane insbesondere in den Fließgewässern die einzig mögliche Schutzmaßnahme zum Erhalt der bedrohten Fischarten wie der Äsche. Neben dem Kormoran, steigt auch die Population des ebenfalls fischfressenden Gänsesägers im Alpenraum ungebremst.
Über die ARGEFA
Die Fischereiorganisationen der Alpenländer arbeiten seit 1985 als "Arbeitsgemeinschaft der Fischereiverbände der Alpenländer" (ARGEFA) eng zusammen. Zentrales Anliegen ist die Erhaltung und grenzüberschreitende Förderung der Fischerei und der Schutz der Gewässer im Alpenraum.
Vorrangige Ziele sind die Verhinderung weiterer gewässerschädlicher Ausbaumaßnahmen, die Wiederherstellung der Durchwanderbarkeit der Gewässer und ihre Vernetzung sowie der Erhalt bzw. die Wiederherstellung eines gesunden, artenreichen Fischbestandes.
In der ARGEFA sind der Landesfischereiverband Baden-Württemberg, der Landesfischereiverband Bayern, der Fischereiverband Liechtenstein, der Österreichische Fischereiverband, der Schweizerische Fischerei-Verband, der Landesfischereiverband Südtirol und die Slovenian-Fishing-Association vertreten. Gemeinsam vertreten sie die Interessen von über 500.000 Anglerinnen und Anglern.