Neue Lebensräume für Fische geschaffen

Der Hattinger Bach und der Gießenbach (beides Innzubringer) im Gemeindegebiet von Hatting waren bislang durch Flussregulierungen vom Inn weitgehend abgetrennt. Im Rahmen des Projekts „der.inn“ hat das Land Tirol in Zusammenarbeit mit der Gemeinde, dem WWF Österreich und dem Tiroler Fischereiverband sowie mit finanzieller Unterstützung von Blühendes Österreich – REWE International gemeinnützige Privatstiftung – die beiden Seitenzubringer durch Rück- und Umbauten wieder für Fische passierbar gemacht und auch den lokalen Hochwasserschutz verbessert.

Hintergrund
„Wir wollen dem Inn wieder mehr Raum geben, die Mündungsbereiche der Zubringerflüsse revitalisieren und dadurch den ökologischen Zustand im Einklang mit dem Hochwasserschutz verbessern“, erläutern LHStvin Ingrid Felipe und LHStv Josef Geisler das Ziel des Projekts „der.inn“. Als erste Maßnahme im heurigen Jahr wurden im Gemeindegebiet von Hatting der Gießenbach und der rund zwei Kilometer flussabwärts einmündende Hattinger Bach, der sich im Naturschutzgebiet Gaisau befindet, fischpassierbar an den Inn angebunden.

Entfernung des Stauwehrs in der Gaisau
Das Naturschutzgebiet Gaisau zwischen den Gemeinden Hatting und Inzing, etwa 10 Kilometer westlich der Innsbrucker Stadtgrenze, ist eines der letzten Auengebiete des Inntals und ein wichtiges Erholungsgebiet für die lokale Bevölkerung. Auwaldreste und eine knapp 600 m lange Stillwasserfläche bilden einen vielfältigen und artenreichen Rückzugsraum für seltene Pflanzen und Tiere. Bis vor etwa zwanzig Jahren wurden hier noch zahlreiche, teils selten gewordene Fischarten beobachtet, wie Hasel, Schleie, Karausche, Gründling, Elritze, Aitel, Laube oder Schmerle. Auch Forellen und Äschen aus dem Inn schwammen früher noch bis in den Altarm. Da das Kontinuum des Hattinger Bachs durch ein altes Stauwehr und eine Rückstauklappe bei der Mündung in den Inn unterbrochen war, kommen von den einst 13 Fischarten derzeit nur mehr der Hecht und das Rotauge in der Gaisau vor.
Die Rückstauklappe wurde in einem vorherigen Behördenverfahren bereits fischpassierbar umgestaltet. Auf Initiative der Fischereigesellschaft Innsbruck (IFG) konnte schließlich über das Projekt „der.inn“ nun das Stauwehr – ein Wanderhindernis für viele Wassertiere – entfernt und in eine fischpassierbare Rampe umgebaut werden. Gleichzeitig wurde damit aber auch der Wasserabfluss des Hattinger Bachs im Hochwasserfall optimiert, sodass neben der Ökologie auch der Hochwasserschutz verbessert werden konnte.

Der Gießenbach ist wieder fit
Der Gießenbach in Hatting zeigte sich im Unterlauf als begradigter und an Strukturarmut leidender Bach, dessen Mündungsbereich nur stark eingeschränkt fischpassierbar war. Hier wurde nicht nur die wichtige Fischdurchgängigkeit hergestellt, sondern der Bach auf ca. 300 m revitalisiert. Dafür wurden die Sohlverbauungen entfernt, das Bachbett mit Flussbausteinen, Holzrundlingen, Wurzelstöcken, Astpackungen und Raubäumen strukturiert und geeignetes Sohlsubstrat eingebracht. In Kombination mit dem neu angelegten pendelnden Bachverlauf konnte ein natürliches Flussbett wiederhergestellt werden.
Landesobmann Andreas Bachler (TFV) zeigt sich hocherfreut, dass die großen Bemühungen der letzten Jahre aller Projektpartner schließlich erfolgreich waren.

„Durch die beiden Maßnahmen konnten abgeschnittene Laichgründe für diverse Fischarten wieder erschlossen werden und bedeutende Jungfischhabitate geschaffen werden. Damit unsere Fließgewässer und Fischbestände gesund bleiben können, braucht es eine Vernetzung der verschiedenen Gewässer“,

weiß LO Bachler. Der WWF betont, dass Süßwasser-Ökosysteme besonders sensibel und am stärksten betroffen vom Artensterben sind. Renaturierungsmaßnahmen entlang von Flüssen sind demnach essentiell, um der Natur wieder mehr Raum zu geben.

„Für die Fischfauna sind frei zugängliche Seitenbäche von besonderer Bedeutung, da sie im verbauten und energiewirtschaftlich genutzten Hauptstrom Inn wenig Lebensraum vorfinden“,

freut sich Hanna Simons, Leitung Natur- und Umweltschutz beim WWF Österreich über die abgeschlossenen Maßnahmen. Die beiden Projekte zeigen auch auf, dass Revitalisierungen und Renaturierungen nicht nur die Ökologie und den Hochwasserschutz verbessern können, sondern wertvolle Naherholungsgebiete für die Bevölkerung schaffen.

Infos:
Die Gesamtkosten beider Revitalisierungen beliefen sich auf € 250.000,-. Die Stiftung Blühendes Österreich trug € 100.000,- über Vermittlung des WWF Österreich bei. Projektbeteiligte waren:

  • Land Tirol
  • Gemeinde Hatting
  • WWF Österreich
  • Blühendes Österreich
  • Tiroler Fischereiverband & Fischereigesellschaft Innsbruck

 

Das alte Stauwehr am Hattinger Bach in der Gaisau in Hatting wurde zu einer Rampe umgebaut. Über die nunmehrige Fischpassierbarkeit und den verbesserten Wasserabfluss im Hochwasserfall freuen sich Bgm Dietmar Schöpf, Andreas Bachler (TFV), LHStv Josef Geisler, LHStvin Ingrid Felipe, Ronald Würflinger (Blühendes Österreich) und Hanna Simons (WWF). Foto: © Land Tirol/Entstrasser-Müller
Der neue fischpassierbare Mündungsbereich des „Gießenbach“ kurz nach den Baumaßnahmen. Foto: © G. Tschavoll/WWF
Altes Stauwehr am Hattinger Bach, welches den Fischaufstieg zum Altarm versperrte. Foto: © IFG