Winzige Plastikteilchen schaden nachweislich dem menschlichen Körper und könnten Krebs oder Unfruchtbarkeit auslösen. Sogar in unseren Gehirnen kann man bereits Mikroplastik nachweisen. Doch nicht nur der Mensch ist direkt betroffen: gerade für die Gewässer und ihre sensible Lebewelt hat Mikroplastik verheerende Folgen. Dabei wäre der Eintrag leicht zu verringern. Nach wie vor werden in Tirol große Mengen Räumschnee ungefiltert und ungereinigt in die heimischen Flüsse und Bäche gekippt – und mit ihnen das tödliche Mikroplastik aus dem Reifenabrieb. Andere Länder wie Oberösterreich oder Deutschland haben das längst verboten. Die Reinigung der Straßenabwässer erfolgt ebenfalls noch nicht umfassend, sodass viele Straßenabwässer inkl. Weichmacher und Mikroplastik noch immer in unsere Gewässer gelangen.
Reifenabrieb ist eine der Hauptquellen von Mikroplastik in Bächen, Flüssen und Seen. Über Straßenabwässer und die verbreitete Entsorgung von Räumschnee gelangt das hochgiftige Mikroplastik direkt in den Lebensraum von Bachforelle und Co. Für Fische, Insektenlarven, Muscheln und Würmer bedeutet das unter anderem mechanische Verletzungen, Probleme bei der Nahrungsaufnahme und Vergiftungen. Die schleichende Verschmutzung gefährdet massiv die Artenvielfalt sowie die Stabilität ganzer Lebensgemeinschaften in unseren Gewässern.
Schluss mit giftigem Räumschnee in Gewässern
Der Landesfischereiverband macht seit Jahren auf dieses Problem aufmerksam und fordert ebenso lange ein Aus für die gängige Praxis, tonnenweise Räumschnee von vielbefahrenen Straßen ungereinigt in die Gewässer zu kippen. Studien belegen die tödliche Gefahr des Cocktails aus Mikroplastik und Weichmacher für das Leben in den Gewässern. Der hartnäckige Einsatz der Fischerei macht sich jedoch bezahlt, konnten doch die Behörden langsam zu einem Umdenken bewegt werden. So wurde die sukzessive Schneeeinbringung in einem kürzlich stattgefundenen Behördenverfahren nur mehr in „Ausnahmewintern“ mit extremen Schneemassen genehmigt.
„Es freut uns, dass die Behörden nun auf internationale Forschungsergebnisse und die jahrelang vorgebrachten Forderungen des Fischereiverbandes eingehen und Schneeeinbringungen deutlich kritischer beurteilen. Dieser Maßstab sollte nun aber auch für alte Genehmigungen angelegt und dort rasch nachgebessert werden.“, so Andreas Schiechtl, Landesobmann des Tiroler Fischereiverbandes.
Doch nicht nur im Winter, sondern das ganze Jahr über landet Mikroplastik über Straßenabwässer immer noch an vielen Orten ungeklärt in den Gewässern. Die Fischerei fordert daher auch hier eine konsequente Reinigung der Abwässer, um einen ausreichenden Schutz der Gewässer und unserer Lebensgrundlage erzielen zu können.
Verbote in Deutschland und Oberösterreich
Schiechtl verweist in diesem Zusammenhang auf Deutschland, wo ein generelles Verbot gilt, Schnee in oberirdische Gewässer einzubringen. In Oberösterreich ist die Entsorgung von verunreinigtem Schnee von Verkehrsflächen in die Gewässer ebenfalls verboten. „Wenn immer wieder die Frage gestellt wird, wohin man mit dem Schnee soll und wie das Problem lösbar ist, dann ist die Antwort ganz einfach: Räumschnee muss auf Flächen deponiert werden, statt ungereinigt ins Gewässer gekippt zu werden. Und Mikroplastik muss an der Quelle bekämpft werden – durch innovative Systeme der Straßenentwässerung und umweltfreundlichere Reifenmaterialien. Nicht zuletzt braucht es ein verstärktes Bewusstsein von Behörden und Politik, dass unsere Gewässer nicht zur Entsorgung von Umweltgiften da sind!“, stellt Herr Schiechtl klar.