Schongebiet am Walchsee

Durch das Zusammenspiel vieler engagierter Fischer und Projektpartner konnte der Fischlebensraum am Walchsee deutlich verbessert werden. Ein Maßnahmenbündel, das unter anderem das Anlegen eines kiesigen Flachufers und die Schaffung eines großen Schongebietes umfasste, führte zum Erfolg. Tiroler Fischereiverband, Gemeinde Walchsee, Tourismusverband Kaiserwinkl, Seebesitzerin, pikehunters_austria und Fishing King zeigen eindrucksvoll, wie aktiver Naturschutz im Gewässer funktioniert.

Im folgenden Blogeintrag gehen wir auf die Anlegung des Schongebietes mittels Totholzstrukturen ein. Den Blogeintrag zur Installation eines flachen Kiesufers finden Sie <<hier>>.

Fischer beim Installieren eines Schongebietes.

Großes Schongebiet mit Totholzstrukturen geschaffen

Die pikehunters_austria (Zusammenschluss aus leidenschaftlichen Hechtfischern, die sich u. a. für Renaturierungen an Seen einsetzen) und Europas größte Online-Angelschule „Fishing King“ haben sich in Abstimmung mit der Seebesitzerin und Bewirtschafterin der Schaffung eines großen Schongebietes am Walchsee gewidmet. Mit viel Manpower wurden zunächst Bäume an der Abbruchkante des Ufers platziert. Diese dienen als vorgelagerte Wellenbrecher und mechanische Barriere für Schwimmer, Stand-Up-Paddler, Ausflugsboote und natürlich auch für Fischer. Denn in dem Schongebiet sollen die Fische des Walchsees wirklich ihre Ruhe haben. Neben Jungfischhabitaten und Laichplätzen sollen sie dort auch Rückzugsmöglichkeiten vorfinden. Das Fischen und Baden im Schongebiet bzw. das Betreten und Befahren des Schongebietes ist daher strengstens verboten. Eine zusätzlich gespannte Bojenkette und Beschilderungen weisen eindringlich auf diesen Umstand hin.

In einem zweiten Schritt wurde der unmittelbare Uferbereich dann mittels Totholzbündel strukturell aufgewertet. Zusätzlich wird versucht, Teile des Flachufers durch Probebepflanzungen mit Seerosen und Rohrkolben ökologisch aufzuwerten.

Der Erfolg ließ nicht lange auf sich warten. Kurz nach Fertigstellung des Schongebietes konnten bereits Hechte beobachtet werden, die den neuen Lebensraum besiedelten und schließlich auch im Schongebiet laichten.

Warum Totholz einbringen?

In intakten Fließgewässern und Seen ist Holz eigentlich ausreichend in vielfacher Form vorhanden: Zweige, Äste, Wurzelstöcke und ganze Baumstämme schaffen wertvolle Strukturen und Teillebensräume für Fische und andere Wassertiere.

Seen sind zudem artenreicher, wenn sie großräumig viele verschiedene Strukturen bieten können. Neben Unterwasserpflanzen, Schilfzonen und Ufervegetation spielt Totholz eine enorme Rolle. Die meisten unserer Gewässer leiden aber unter einem notorischen Mangel an Totholz, u. a. aufgrund von Gewässerverbauungen, Siedlungsbau und flächendeckenden Rodungen. Neben der Aktivierung der natürlichen Prozesse, kann das Einbringen von Totholz eine nachhaltige Verbesserung darstellen.

Fischer beim Installieren eines Schongebietes.
Fischer beim Installieren eines Schongebietes.

Lehrvideo am Walchsee gedreht:

Fishing King hat über die Totholzeinbringung am Walchsee und die Schaffung des Schongebietes mit den pikehunters_austria ein spannendes und informatives Lehrvideo gedreht, welches nicht nur für Seenbewirtschafter sehenswert ist. Das Lehrvideo enthält viele praktische Tipps.

Fischerei schafft Lebensräume – Praxis und Wissenschaft gehen Hand in Hand

Das Projekt am Walchsee zeigt eindrucksvoll, wie Fischerei, Tourismus und Grundeigentümer gemeinsam Verantwortung für unsere Natur übernehmen können. Der Tiroler Fischereiverband versteht Fischerei nicht nur als nachhaltige Nutzung von Fischbeständen, sondern als gelebten Naturschutz. Wer sich für Fische einsetzt, schützt das gesamte Gewässerökosystem – vom unscheinbaren Wasserinsekt bis zum majestätischen Raubfisch. Der Erfolg dieses Projekts ist sichtbar und schwimmt wortwörtlich vor unseren Augen.

Es haben bereits viele wissenschaftliche Studien gezeigt, dass die Verbesserung der Fischlebensräume (Renaturierungen) eine der effektivsten – wenn nicht die effektivste – Methode ist, Fischbestände nachhaltig zu sichern bzw. zu erhöhen. Habitatverbesserungen wirken in der Regel besser als Fischbesatz. Insbesondere flache Uferzonen, Totholzstrukturen und naturnahe Ufergestaltung tragen wesentlich dazu bei, Lebensräume für Fische zu schaffen und die Artenvielfalt langfristig zu fördern. In der Wissenschaft spricht man in diesem Zusammenhang vom „ökosystembasierten Lebensraummanagement“: Es werden zentrale ökologische Prozesse und Lebensräume durch gezielte Maßnahmen wiederhergestellt. Für einige Seen des Tiroler Unterlandes hat der Tiroler Fischereiverband deshalb vor einiger Zeit in einer Seenstudie mit dem Ökologiebüro Blattfisch verschiedene Maßnahmen zur Verbesserung des Habitats erarbeitet und fachlich bewertet. Dies ist unabdingbar, da nicht jede Maßnahme für jeden See geeignet ist. Im Vorfeld ist deshalb eine Defizitanalyse erforderlich, die klärt, was dem Gewässer konkret fehlt und worin der Flaschenhals für den Fischbestand liegt.

Abschließend sei noch erwähnt, dass der Hecht-Laichtierbestand am Walchsee durch ein Entnahmefenster geschützt wird. Dies trägt wesentlich dazu bei, dass sich trotz Befischungsdrucks eine naturnahe Alterspyramide etablieren kann und der Hechtbestand robust bleibt. Der Hecht spielt eine zentrale Rolle im ökologischen Gleichgewicht vieler Gewässer, da er als Spitzenprädator die Bestände anderer Fischarten reguliert und somit die Nahrungsnetze stabilisiert.