Museen vermitteln uns üblicherweise andere Welten und längst vergangene Zeiten. Das von Berno und Ilse Schober aufgebaute Privatmuseum in Lienz führt uns tatsächlich in eine andere Welt – aber es ist nur die Wasserwelt der nächsten Umgebung, und die glorreichen Zeiten sind noch nicht so lange her.

Berno Schober (17.11.1936 – 15.11.2013) war schon zu Lebzeiten eine Legende als Fischer. Großvater und Vater waren Fischer, mit nur 6 Jahren hatte Berno seinen ersten „zweistelligen“ Fang, einen Huchen mit 10 kg. Im Laufe der Jahrzehnte sammelten sich die Trophäen an im Fischerhäusl an der Isel: Huchen bis 36 kg, Seeforellen bis 18 kg, Bach- und Regenbogenforellen über 10 kg, Äschen bis 70 cm, kapitale Hechte, Zander und Karpfen sowie zahlreiche seltene Fischarten, allesamt aus den heimischen Gewässern. Angelreisen in andere Länder oder gar Kontinente hatten Berno Schober nie interessiert – wozu auch, denn Drau, Isel mit ihren Nebenbächen und die benachbarten Kärntner Seen hatten alles zu bieten, was ein Fischerherz begehrte. So „reiste“ er höchstens einmal zum Weißensee (in seiner Jugend mit dem Fahrrad) oder zu Freunden nach Nordtirol oder in die Steiermark.
Er hatte wohl einen außergewöhnlichen Instinkt, der ihm zu Fischen verhalf, an denen andere verzweifelten. Häufig rief man Berno Schober, wenn irgendwo ein kapitaler Fisch sich resistent zeigte. Noch heute erzählt man die Geschichte, als die Oberinntaler Fischer in den 1980er Jahren kaum mehr Äschen fingen und den Berno einluden, es einmal zu probieren: 100 Äschen habe er damals gefangen! Auch wenn solche Legenden die Fakten übertreiben und verklären mögen, bleibt doch ein Eindruck von seinem Ruf in der Zunft.
Er war ein universeller Fischer an Bach, Fluss und See. Wenn er nicht gerade am Wasser war, beschäftigte er sich anderweitig mit den Fischen – als Präparator, Koch und vor allem mit Ködern von der Nymphe bis zum Huchenzopf. Seine Fliegen waren sehr begehrt, besonders jene mit eingebundenem Vorfach und die dazugehörigen „Schober-Gleiter“ für das „Rieseln“ (die Osttiroler Variante des Tiroler Hölzls). Er experimentierte mit Kunstfasern anstelle von Federn und Tierhaaren und Zinnlegierungen statt Blei, und er probierte ständig neue Muster und Varianten, über die er nachts grübelte.
Nach punktuellen Ausstellungen seiner Trophäen und Produkte in Feld am See, am Weißensee, Innsbruck (bei der Fischereimesse in der Dogana) und auf Schloss Bruck in Lienz baute er zwischen 2000 und 2003 sein eigenes Museum auf. Es besteht aus vier „Stuben“, thematisch organisiert nach den klassischen Fischhabitaten – Forellenregion, Äschenregion und Seefischerei (Friedfische, Raubfische).

Die Vitrinen sind mit dem für das Habitat typischen Substraten ausgekleidet und zeigen über 800 Kopf- und Ganzpräparate von größtenteils selbst gefangenen Fischen, dazu das entsprechende Gerät und Köder.
Das Fischerhäusl an der Isel ist nicht nur Erinnerung und Vermächtnis einer ganz besonderen Persönlichkeit, es ist auch Dokument einer lokalen Fischereikultur und einer Ära intakter Fischbestände, als es in Osttirol noch keine großen Wasserkraftwerke (das Kraftwerk Strassen-Amlach ging 1989 in Betrieb) und weder Fischotter noch Kormorane gab.
Adresse des Museums:
Färbergasse 5, 9900 Lienz
Besichtigung nach telefonischer Vereinbarung:
+43 (0) 650 6140222
Weitere Fotos der Sammlung sind hier zu finden:

Text: Dr. Stefan Hackl
