Rückblick: Unterwasserwelt unter der Lupe beim Workshop „Insektenkunde für Fliegenfischer“

Im Rahmen des Fischerei-Fortbildungsprogrammes „TFV-Campus iFisch“ konnten am 22. Februar 2025 einige passionierte Fliegenfischer ihre Ködergrundlage – das Makrozoobenthos – etwas näher als gewohnt betrachten. So sammelten die Teilnehmer im Rahmen des Workshops „Insektenkunde“ Insekten direkt aus einem Fließgewässer in der Nähe von Innsbruck und konnten diese anschließend unter dem Mikroskop genau analysieren.

Makro – was?

Das sogenannte „Makrozoobenthos“ besteht aus unterschiedlichsten Kleinstlebewesen (Würmer, Schnecken, Krebstierchen, Insektenlarven u.v.m.), die per Definition mit dem freien Auge noch erkennbar sind und den Gewässergrund bewohnen. Zu ihnen zählen z.B. auch die von Fliegenfischern als Imitat verwendeten Larven der Stein-, Köcher-, und Eintagsfliegen. Je nach Wasserqualität, Fließgeschwindigkeiten etc. findet man verschiedene Gesellschaften dieser Wassertiere vor. Sie erfüllen wichtige gewässerökologische Funktionen und stellen dabei auch eine Nahrungsgrundlage für viele heimische Fischarten dar. Beim Fliegenfischen kommt daher eine Nachahmung dieser Tiere („Nymphe“, „Nassfliege“ oder „Trockenfliege“) als Köder zum Einsatz. Im Larvenstadium besitzen genannte Fliegen noch Kiemen, um sich dann unter der Wasseroberfläche zur ausgewachsenen Fliege zu entwickeln. Den Großteil ihres Lebens – oft mehrere Jahre – verbringen sie also auf Nahrungssuche unter Wasser, die ausgewachsene Fliege lebt dann je nach Art nur noch wenige Tage bis Wochen, alleinig zum Zweck der Fortpflanzung.

Da die Erkennung der rund 3.300 in Österreich vorkommenden Arten des Makrozoobenthos eine eigene Wissenschaft darstellt, leitete der Gewässerökologe Georg Niedrist den Workshop und stand den Teilnehmern mit seinem Fachwissen zur Seite. Am Vormittag führte er direkt am Gewässer in die Welt der Wassertiere ein. Ausgerüstet mit Wathosen und Sieb machte sich die Gruppe auf die Suche. Der Gewässergrund wurde vorsichtig durchsucht, Steine umgedreht und behutsam abgebürstet. Die Tiere konnten durch die Strömung mit dem Sieb aufgefangen und für die spätere Untersuchung in Marmeladengläser transferiert werden. Hier zeigte sich schon die unglaubliche Menge an Kleinsttieren, die sich im Gewässergrund verbirgt.

Der kleine, aber feine Unterschied

Für den zweiten Teil des Workshops standen dankenswerterweise die Räumlichkeiten der Universität Innsbruck am Campus Technik zur Verfügung. Wo sich normalerweise Studierende tummeln, saßen an jenem Samstagnachmittag mehrere Fliegerfischer hinter den Mikroskopen, denn erst stark vergrößert kann das Makrozoobenthos auf Artniveau bestimmt werden.

Kleinste Körpermerkmale können bereits den entscheidenden Unterschied bedeuten. Beispielsweise sehen Eintags- und Steinfliegenlarven auf den ersten Blick sehr ähnlich aus, mit Sicherheit können sie jedoch nur an der Anzahl der Beinkrallen unterschieden werden (Steinfliegenlarven: 2 Krallen, Eintagsfliegenlarven: 1 Kralle). Auch die Hinterleibsfäden können Aufschluss bieten, jedoch nur begrenzt, da Steinfliegenlarven zwar immer 2 Anhänge besitzen, Eintagsfliegenlarven aber je nach Art 2 oder 3. Als drittes wichtiges Unterscheidungsmerkmal dienen die Kiemen: Bei Eintagsfliegenlarven sitzen die Kiemen als „Platten“ auf der hinteren Körperhälfte, die Kiemen der Steinfliegenlarven sind hingegen oft als „Büschel“ zwischen den Beinen zu erkennen. So konnten im Workshop viele der zuvor gesammelten Arten grob unter dem Mikroskop bestimmt werden. Unter den Untersuchungsobjekten befanden sich neben den beiden genannten z.B. auch noch Larven von Köcherfliegen, Schnaken, Zuck-, Kriebel- und Schmetterlingsmücken.

Die gewonnenen Erkenntnisse aus dem Workshop, z.B. auch über die Lebensweise der Tierchen, können für die Teilnehmer in Zukunft vielleicht eine Unterstützung bei der Ausübung ihres Hobbys, dem Fliegenbinden und -fischen, darstellen. Jedenfalls war die Veranstaltung eine interessante und aufschlussreiche Abwechslung zum „normalen“ Fliegenfischeralltag.

Neben dem Fliegenfischer-Workshop fanden im ersten Halbjahr 2025 auch noch weitere interessante Veranstaltungen im Rahmen des TFV-Fortbildungsprogrammes statt:

  • Am 27. Jänner konnten wir den Fischökologen Univ.-Doz. Dr. Josef Wanzenböck (Forschungsinstitut für Limnologie, Mondsee) der Universität Innsbruck dafür gewinnen, den rund 30 BesucherInnen tiefere Einblicke in die Seenkunde & Einflüsse auf heimische Fischarten am Beispiel der Renke zu präsentieren.
  • Auch der Vortrag von Geschäftsstellenleiter Zacharias Schähle, MSc MBA am 28. Februar zog mehrere Tiroler Bewirtschafter in den Seminarraum des Tiroler Jägerverbandes und brachte den Teilnehmern u. a. einige Ansätzen einer nachhaltigen Bewirtschaftung und populationsökologische Grundlagen näher.
  • Am 24. April sorgte eine Runde aus hochkarätigen Vortragenden, Mag. Gert Gradnitzer (ÖFV), Phillip Roser MSc (LFV Bayern) und Mag. Clemens Ratschan (ezb), für einen spannenden Workshop-Nachmittag rund um das Thema Fischotter und Fischschutz. Zahlreiche Erkenntnisse aus der Wissenschaft sowie Erfahrungen aus der Praxis dienten an diesem Tag als Grundlage für eine rege Diskussion unter den ca. 30 Teilnehmenden.
  • Univ.-Doz. Dr. Josef Wanzenböck stand auch am 23. Juni noch einmal im Rahmen eines Online-Vortages zur Verfügung und widmete sich dabei den in der Fischerei meist weniger beachteten Kleinfischarten, wie z.B. Schlammpeitzger, Hundsfisch, Karausche & Co.

Der Tiroler Fischereiverband dankt allen Teilnehmenden für das Interesse am Fortbildungsprogramm des TFV. Auch im zweiten Halbjahr warten wieder einige spannende Veranstaltungen rund um das Thema Fischerei. Diese finden Sie unter: