Neues Leben im Kiesbett des Schlitterer Gießens – am Schlitterer Gießen konnte der Tiroler Fischereiverband gemeinsam mit dem Projektteam von INNsieme connect Kieslaichplätze reaktivieren: An drei Abschnitten des Baches wurden die Kiesbänke gezielt aufgelockert und Kiesschüttungen durchgeführt. Dadurch entstanden wieder Laichplätze für Bachforellen, Äschen und Koppen. Kaum war der Kies gelockert, ließ die erste kapitale Bachforelle nicht lange auf sich warten – ein klares Zeichen, dass die Maßnahme wirkt.
Kieslebensräume wieder funktionsfähig gemacht
Bereits 2021 wurde der Schlitterer Gießen im Rahmen einer Renaturierung ökologisch verbessert und an den Ziller angebunden, sodass Fische wieder ungehindert aufsteigen können. Diese Maßnahme wurde damals unter anderem gemeinsam mit dem Tiroler Fischereiverband umgesetzt. Mit zunehmender Verfestigung des Flussbetts ist nun ein Nachbessern notwendig geworden, um die Fortpflanzung der Fische wieder zu ermöglichen. Zacharias Schähle (TFV) begleitet die Maßnahme vor Ort: „Tirols Flüsse sind vielerorts verbaut oder stark menschlich beeinflusst. Dadurch geht die natürliche Dynamik des Flusses verloren, und Feinsedimente verstopfen das Flussbett. Viele heimische Fischarten, wie die Bachforelle oder die Äsche, benötigen aber für eine erfolgreiche Eiablage lockere und gut durchströmte Kiesflächen.”
Zunächst wurden im Gießen drei geeignete Stellen für eine Laichplatzschaffung ausgewählt. Als nächster Schritt wurde mit einem Bagger mittels Böschungslöffel der verdichtete und verschlammte Gewässergrund aufgelockert. Anschließend wurde runder, gewaschener Kies mit einer Korngrößenverteilung von 8 – 32 mm (Durchmesser) eingebracht. Mit dem Böschungslöffel wurde der Laichplatz dann modelliert und per Hand nachjustiert.

Wissenschaftliche Begleitung
Die Technische Universität München (TU München) beschäftigt sich im Rahmen von INNsieme connect intensiv damit, welche Bedingungen Fische zur Fortpflanzung benötigen. Joachim Pander und sein Team vom Lehrstuhl für Aquatische Systembiologie begleiten die Laichplatzaufbereitung mit wissenschaftlichen Untersuchungen. „Fische sind eng an ihren Lebensraum angepasst. Wird dieser menschlich verändert, reagieren sie darauf sensibel. Um natürliche Prozesse im Fluss wieder in Gang zu setzen ist es vielerorts notwendig geworden, dass wir als Menschen aktiv eingreifen”, sagt Joachim Pander von der TUM. Das ist oft keine einfache Aufgabe, da Straßen, Siedlungen und diverse Landnutzungen dem Fluss einen Rahmen vorgeben. “Wir müssen im Bereich des Möglichen tun, was man tun kann, um Lebensräume heimischer Fischarten wiederherzustellen”, so Joachim Pander.
INNsieme connect
Maßnahmen wie diese sind notwendig, um den Fortbestand von Bachforelle, Äsche und Co. zu sichern”, sagt Marianne Götsch, Projektmitarbeiterin INNsieme connect beim WWF Österreich. Gemeinsam für den Inn – das ist das Motto von INNsieme connect, der Fortsetzung des erfolgreichen Projekts INNsieme (2019–2022): Partnerorganisationen mehrerer Länder kommen zusammen, um den Inn als wertvollen Lebensraum für Mensch und Natur zu stärken und ein Netzwerk für den Schutz des Inn zu schaffen. Dabei werden Maßnahmen zum Artenschutz, zur Umweltbildung und zur Planung konkreter Renaturierungen am Inn und seinen Zubringern umgesetzt. Ermöglicht wird dies durch die Kofinanzierung der Europäischen Union im Rahmen des Förderprogramms Interreg Bayern–Österreich 2021–2027, sowie durch die Förderung durch das Land Tirol.

