Foto der Verantstaltung Was Fische Wollen in Brüssel

Schwall und Sunk-Problem von Wasserkraftwerken jetzt auch auf EU-Ebene angekommen! Fischereiverband und WWF machen in Brüssel auf das Fischsterben aufmerksam.

Eine Delegation bestehend aus Fisch- und Gewässerschutzexpert*innen des Tiroler und Österreichischen Fischereiverbandes sowie des WWF, informierte erst kürzlich Vertreter*innen von EU-Institutionen über das gravierende Schwall-Sunk-Problem von Wasserkraftwerken. Giulia Riedo (WWF), Zacharias Schähle (Tiroler Fischereiverband), Bettina Urbanek (WWF), Gert Gradnitzer (Österreichischer Fischereiverband) und Andreas Baumüller WWF) (v.l.n.r.).
Eine Delegation bestehend aus Fisch- und Gewässerschutzexpertinnen des Tiroler und Österreichischen Fischereiverbandes sowie des WWF, informierte erst kürzlich Vertreterinnen von EU-Institutionen über das gravierende Schwall-Sunk-Problem von Wasserkraftwerken. Giulia Riedo (WWF), Zacharias Schähle (Tiroler Fischereiverband), Bettina Urbanek (WWF), Gert Gradnitzer (Österreichischer Fischereiverband) und Andreas Baumüller WWF) (v.l.n.r.).

Mit dem Dokumentarfilm „Was Fische wollen“ im Gepäck hat jetzt eine Delegation des Tiroler Fischereiverbandes und des WWF in Brüssel auf die Problematik des Schwall-Sunk-Betriebes von Wasserkraftwerken aufmerksam gemacht. Im Schwallbetrieb werden schlagartig große Wassermengen in die Unterläufe abgegeben, was katastrophale Auswirkungen auf den Fischbestand und dessen Laich hat. In Brüssel wurde der Film Vertreter*innen von EU-Institutionen gezeigt und stieß dabei auf großes Interesse. In ergänzenden Gesprächen konnten die dramatischen Auswirkungen der Schwall-Sunk-Kraftwerke auf den Fischbestand näher erörtert werden. Das Schwall-Sunk-Thema hat auch bei dem aktuellen UVP-Verfahren zum geplanten Innkraftwerk Imst-Haiming große Bedeutung.

Der Film „Was Fische wollen“ des Dokumentarfilmers Christoph Walder zeigt in schockierender Deutlichkeit die verheerenden Folgen des Schwallbetriebs von Wasserkraftwerken. Dabei steigt und sinkt der Wasserspiegel in den betroffenen Flüssen oft mehrmals täglich sehr schnell und drastisch – teils um bis zu 1,5 Meter. Der WWF schätzt, dass bis zu 200 Millionen Jungfische und Fischlarven pro Jahr in Österreich der Schwall-Sunk-Belastung zum Opfer fallen. Zacharias Schähle Geschäftsführer des Tiroler Fischereiverbandes: „In Tirol hat der Fischbestand über die Jahrzehnte drastisch abgenommen. Wir müssen endlich gegensteuern, wenn wir der nächsten Generation keine leblosen Gewässer übergeben wollen“.

Beispiele aus Tirol untermauern diese Forderung:

Das Vorkommen der Äsche konnte an einem Drittel der untersuchten Plätze gar nicht nachgewiesen werden. Der Huchen (europaweit streng geschützt) ist massiv gefährdet. An 71 Prozent der untersuchten Aufnahmen konnte der Huchen nicht mehr nachgewiesen werden. Dafür gibt es zwar mehrere Ursachen, der Schwall-Sunk-Betrieb spielt aber eine entscheidende Rolle. „Politik und Wasserkraft müssen deshalb dringend handeln und den Schwall sanieren“, untermauert TFV-Fischexperte Schähle anlässlich des Treffens in Brüssel.

EU- Wasserrahmenrichtlinie wird kaum umgesetzt

Zahlen, die auch in Brüssel bei Vertreter*innen von EU-Institutionen für Bestürzung gesorgt haben. Denn die EU-Wasserrahmenrichtlinie gibt seit 20 Jahren vor, dass an Flüssen und Bächen auch bei Nutzung der Wasserkraft gute ökologische Verhältnisse sichergestellt werden müssen. „Sowohl die Wasserkraftbranche als auch die Politik in Österreich haben die europarechtlich geforderten Sanierungsmaßnahmen bisher verschleppt“, erklärte WWF-Gewässerschutz-Expertin Bettina Urbanek. Daher fordern der Tiroler Fischereiverband und der WWF ein Rettungspaket, das verpflichtende Sanierungen und eine eigene Schonzeit für Jungfische vorsieht.

Schwall-Sunk auch ein Thema beim Kraftwerk Imst-Haiming

Auch bei der bevorstehenden Umweltverträglichkeitsprüfung zum geplanten Innkraftwerk Imst-Haiming wird das Schwall-Sunk-Thema eine entscheidende Rolle spielen. Die betroffenen Fischereiberechtigten und der Tiroler Fischereiverband wollen hier eine weitreichende Schwallsanierung umgesetzt sehen. „Bei einem neu zu planenden Projekt müssen auf jeden Fall alle technischen und betrieblichen Möglichkeiten genützt werden, um die verheerenden Folgen für den Fischbestand so gering wie möglich zu halten“, kündigt Zacharias Schähle eine klare Haltung des Tiroler Fischereiverbandes an.