Die Bachforelle – Fisch des Jahres 2020

von DI Manuel Hinterhofer mit Beiträgen von DI Klaus Berg und Zacharias Schähle, MSc

Die Bachforelle zählt zu den bedeutendsten Süßwasserfischen in Europa. Die zur Familie der Lachsartigen (Salmonidae) zählende Art bevorzugt sommerkühle, sauerstoff- und strukturreiche, schnell fließende Gewässer, in denen sie natürlicherweise als dominierende Fischart beheimatet ist. Als Leitfischart ist die Bachforelle namensgebend für die Obere und Untere Forellenregion und stellt eine typische Begleitart der Äschenregion dar.

Bedrohungen

Mehr als zwei Drittel der Fließgewässer Österreichs werden der Oberen und Unteren Forellenregion zugeordnet. Die Bachforelle spielt damit in unseren Gewässern eine bedeutende Rolle – zumindest nach ökologischen Gesichtspunkten. Die aktuellen Befunde zum fischökologischen Zustand der Forellengewässer zeigen jedoch ein ganz anderes Bild: In bloß zwei Fünfteln der beprobten Gewässerabschnitte konnten alle Altersstadien der Bachforelle nachgewiesen werden. In einem Fünftel wurden keine, in den verbleibenden zwei nur wenige Individuen gefangen!

Als Ursachen für die schlechten Bestände gelten Lebensraumdefizite, fehlende Ufervegetation, Feinsedimentbelastungen und der hohe Fraßdruck von Fischprädatoren (Fischotter, Gänsesäger, Graureiher und Kormoran). Zusätzlich werden die Folgen des Klimawandels und die Erwärmung der Gewässer die Bachforellenpopulationen hart treffen. Alle lebensnotwendigen Prozesse wie Fortpflanzung, Wachstum und Wanderung werden bei wechselwarmen Lebewesen von der Temperatur beeinflusst. Ihr Lebensraum wird in den nächsten Jahren immer kleiner werden, da für die Bachforelle, die vor allem in den Oberläufen der Fließgewässer lebt, keine flussaufwärtige Ausweichmöglichkeit gegeben ist. Durch die steigenden Wassertemperaturen werden auch vermehrt Krankheiten ausbrechen, wie zum Beispiel die Proliferative Nierenkrankheit (PKD), die die Bestände zunehmend dezimieren.

Namensgebung

Die Wissenschaft nennt die Bachforelle traditionellerweise Salmo trutta und versucht mit dem zweiteiligen lateinischen Namen, ihre verwandtschaftlichen Beziehungen zu unterstreichen. Das erste Wort bezeichnet jeweils die Gattung und fasst damit verschieden Arten der Lachs- und Forellenartigen zusammen, die eine Reihe von Merkmalen gemeinsam haben; das zweite Wort definiert die Art oder Spezies.

Umgangssprachlich wird sie schlicht Forelle genannt, wobei das Grundwort Forelle gerne näher bestimmt wird – ganz nach wissenschaftlichem Vorbild! Zumeist bezieht sich das verwendete Bestimmungswort auf den Lebensraum, den sie bewohnt: wie zum Beispiel bei Stein-, Wald-, Alp-, Berg-, Teich-, See-, Fluss- sowie Bachforelle. Seltener, aber doch, wird auf die Farbe Bezug genommen. So unterscheidet man die Weiß- von der Schwarz- und Silberforelle.

Unterwasseraufnahme einer Bachforelle

Verbreitung und Vorkommen

Das ursprüngliche Verbreitungsgebiet der Bachforelle beschränkte sich höchstwahrscheinlich auf die nördliche Erdhalbkugel und reichte vom Norden und Osten Europas bis zum Atlasgebirge. Seit nunmehr eineinhalb Jahrhunderten weltweit ausgewildert, kommt sie heute auf allen Kontinenten – mit Ausnahme der Antarktis – vor und besiedelt die unterschiedlichsten Höhenstufen.

Nahrung

Ihr spindel- bezw. torpedoförmiger Körper zeichnet sie als sehr gewandte und schnelle Schwimmerin aus – eine Eigenschaft, die ihr in den rasch fließenden Gewässern bei der Nahrungsaufnahme zugutekommt.
Bachforellen sind Nahrungsopportunisten. Das heißt: sie fressen das, was gerade verfügbar ist. Ihr Nahrungsspektrum umfasst nicht nur Insekten und deren Larven, oder Spinnentiere; ab einer gewissen Körperlänge erbeuten sie auch Krebse und Muscheln, Fische, Amphibien, Reptilien und auch Kleinsäugetiere.

Fortpflanzung

Bachforellen werden zwischen dem zweiten und dritten Lebensjahr geschlechtsreif, wobei die Männchen zumeist früher dran sind als die Weibchen. Wenn sich die Umweltverhältnisse auf das Wachstum der Bachforellen „ungünstig“ auswirken – also zum Beispiel bei sehr niedrigen Wassertemperaturen – erreichen sie die Geschlechtsreife bereits ab einer Körperlänge von 10 cm. Bachforellen laichen von Oktober bis Jänner, in seltenen Fällen sogar bis in den Monat Februar.

Bachforellenbrütling
Die empfindliche Dottersackbrut lebt geschützt im Kieslückensystem des Gewässergrunds. Lockerer und gut durchströmter Kies ist deshalb essentiell für eine erfolgreiche Naturverlaichung.

Die Laichaktivität kann über mehrere Wochen andauern oder nach wenigen Tagen zu Ende sein, durchgehend oder in Schüben erfolgen. Dabei werden die Eier von den Weibchen in lockerem Kies auf dem Gewässergrund vergraben. Im Frühjahr, nach mehreren Monaten Entwicklungsdauer, schlüpfen die Brütlinge. Das Kieslückensystem dient der frisch geschlüpften Forellenbrut in ihren ersten Lebenswochen als Kinderstube. Erst kurz bevor sie den Dottersack aufgebraucht haben, steigen sie aus dem Kiesbett auf, um mit der aktiven Nahrungsaufnahme in der Nähe ihres Geburtsortes zu beginnen.

Tiroler „Urforelle“

Zum Schutz der heimischen, lokalen Bachforellenbestände können auch BewirtschafterInnen viel beitragen. Besatz sollte – wenn überhaupt – nur mit standortangepassten, regionalen Bachforellenlinien durchgeführt werden. Ausländische Besatzfische sind selten an die lokalen Gegebenheiten angepasst, zudem besteht immer die Gefahr Krankheiten aus ganz Europa in unseren Gewässern zu verbreiten. Der Besatztourismus mit domestizierten Speisefischen schadet den heimischen Wildfischbeständen unserer Fließgewässer wesentlich mehr, als er ihnen nützt!

Die Zucht geeigneter, an das jeweilige Gewässersystem angepasster Bachforellenlinien ist zwar aufwendiger und somit teurer, ist aber notwendig, um die genetische Vielfalt der Bachforelle und die Robustheit der Bachforellenpopulation aufrecht zu erhalten. Der Tiroler Fischereiverband unterstützt BewirtschafterInnen dahingehend, dass ein bestimmtes Kontingent an heimischen bzw. regionalen Bachforellensetzlingen („Tiroler Urforelle“) zum konventionellen Bachforellenpreis zur Verfügung steht. Die Mehrkosten werden vom Fischzüchter direkt mit dem Tiroler Fischereiverband abgerechnet. Nähere Auskünfte können bei der Geschäftsstelle des Tiroler Fischereiverbandes eingeholt werden. Das Tiroler Urforellenprojekt wird vom Land Tirol, der Tiroler Wasserkraft AG (TIWAG) und der Innsbrucker Kommunalbetriebe AG (IKB) finanziell unterstützt.

Bachforelle an der Angel