Bachforelle beim vergeblichen Versuch einen Laichplatz zu finden.

Sill: tödlicher Schlamm für Bachforellen-Nachwuchs

Der Betreiber von zwei Wasserkraftwerken (Gemeindegebiet Steinach am Brenner) hat am 20. November seine Wehranlagen geöffnet und das Wasser der Sill ungehindert abfließen lassen. Dadurch wurde der abgelagerte Schlamm und Sand flussabwärts getragen und hat an den Laichplätzen der Bachforelle zum massenhaften Tod von Fischeiern- und larven geführt. Der Tiroler Fischereiverband protestiert entschieden gegen diese unnötige Gefährdung der heimischen Bachforelle.

Für den Tiroler Fischereiverband ist die Vorgangsweise nicht nachvollziehbar, schon gar nicht im heurigen Jahr, in dem die Bachforelle zum Fisch des Jahres gekürt wurde.

Ehemaliger Laichplatz an der Sill, der aufgrund der Staulegung vollständig verschlammte. Die empfindlichen Eier können hier nicht überleben.
Ehemaliger Laichplatz an der Sill, der aufgrund der Staulegung vollständig verschlammte. Die empfindlichen Eier können hier nicht überleben. Foto: © Z. Schähle

800fach überhöhte Werte

Nach dem Öffnen der Stauanlagen am 20. November zeigten die Messungen des hydrographischen Dienstes eine 800-fache(!) Erhöhung der Wassertrübung. „Wir hätten uns deutlich mehr Sensibilität der Kraftwerksbetreiber erwartet“, ärgert sich Zacharias Schähle, der Geschäftsführer des Tiroler Fischereiverbandes. „Auch wenn das plötzliche Öffnen der Stauanlagen leider rechtens ist, kann nicht so mit den Gewässern und dem Fischbestand umgegangen werden.“

Intakter Laichplatz mit lockerem Kies an der Sill, der vom Schlamm verschont blieb.

Klare Bäche im Winter sind lebensnotwendig für Fischbestand

Gerade im Winter sind unsere Tiroler Bäche normalerweise glasklar, es gibt keine Trübung. Die Bachforelle ist daran angepasst, sie benötigt lockeren und gut durchströmten Kies, in dem sie ihre Eier vergraben kann. Wenn Schlamm und Sand die Eier überdeckt, bekommen sie zu wenig Sauerstoff und sterben ab.

Genau das ist jetzt an der Sill passiert – der Schaden für den Nachwuchs ist noch nicht absehbar. Luis Töchterle, Fischer und Bewirtschafter des Reviers, ist vom Ausmaß der Zerstörung schockiert: „Es war sehr traurig anzusehen wie die erst kürzlich angelegten Laichplätze völlig mit Schlamm überdeckt waren.“

Hier im Bild sieht man einen intakten Laichplatz mit lockerem Kies an der Sill, der vom Schlamm verschont blieb. Foto: © Z. Schähle

Generelles Verbot: jetzt ist die Politik gefordert

Derartige Vorfälle gefährden den ohnehin schon bedrohten Bestand der Bachforelle in Tirol. Spülungen und Staulegungen (das Öffnen der Staubecken) sollten in dieser Zeit tabu sein. Neue Kraftwerke erhalten diesbezüglich meist Auflagen von der Behörde, aber bei den vielen älteren Anlagen fehlen diese meistens. „Die Landespolitik spricht gern von der ökologischen und naturverträglichen Wasserkraft. Es wäre höchste Zeit, hier eine einheitliche Regelung für Tirol zu treffen, um den empfindlichen Fisch-Nachwuchs in den Wintermonaten tatsächlich zu schützen“, fordert Zacharias Schähle vom Tiroler Fischereiverband.

Ehemaliger Laichplatz, der fast zur Gänze unter einer Schlammschicht begraben wurde.
Ehemaliger Laichplatz, der fast zur Gänze unter einer Schlammschicht begraben wurde. Foto: © Z. Schähle
Bachforelle auf der vergeblichen Suche nach einem Laichplatz.
Zusehen ist eine Bachforelle die verzweifelt versucht, den Schlamm vom Laichplatz wieder abzutragen. Foto: © Z. Schähle