Wasserkraft, Fischräuber oder fehlende Gewässerrandstreifen zur Kühlung der Bäche – nur drei Gründe, warum es den heimischen Fischen immer schlechter geht und sie zunehmend verschwinden. Bei der Vollversammlung des Österreichischen Fischereiverbandes heute in Innsbruck waren sich alle Delegierten einig, dass jetzt sofort umfassende Maßnahmen zum Schutz der Unterwasserwelt getroffen werden müssen. Beim Erfahrungsaustausch unter den einzelnen Bundesländern hat sich aber auch gezeigt, dass es sehr unterschiedliche Regelungen gibt, wenn es z. B. um das Management der Fischräuber geht.
Fischotter: in vielen Bundesländern jagdbar, in Tirol tabu
Erst im vergangenen Oktober hatte eine Studie an der Großache in Kitzbühel für Betroffenheit gesorgt: in der einstigen Forellenregion hat der Fischotter dafür gesorgt, dass die Bestände so weit zurückgegangen sind, dass die Bachforelle kaum noch überlebensfähig ist. Der hohe Fraßdruck des Fischotters verhindert zudem eine Erholung der Bestände.

Die Zahl der Fischotter hat sich in den letzten zehn Jahren in Tirol verzehnfacht – Tendenz weiter steigend – weil es u. a. auch keine natürlichen Feinde für den Fischotter gibt. Mehrfache Vorstöße des Tiroler Fischereiverbandes ein maßvolles Management der Fischräuber zuzulassen, sind von der Politik bisher ignoriert worden. Ganz anders z. B. in Kärnten oder Salzburg. Von dort berichtete Gert Gradnitzer, Präsident des Österreichischen Fischereiverbandes, dass man sehr wohl einen Weg gefunden hat, den Fischotter im Zaum zu halten – einen Weg, der sowohl rechtlich abgesichert ist und auch eine praktische Umsetzung erlaubt. Für Tirols Fischer der Beweis, dass man der Unterwasserwelt helfen kann, wenn der politische Wille dazu vorhanden ist! „Eine Regulierung der Fischräuber – allen voran des Fischotters – ist notwendig, um bedrohte Fischarten sowie Amphibien und Krebse vor dem Verschwinden zu bewahren! Es geht um einen fairen Artenschutz und eine ausgewogene Balance zwischen Fischräubern und bedrohten Wassertieren,“ betont Andreas Schiechtl, Landesobmann des Tiroler Fischereiverbandes.
Wasserkraft und Klimawandel
Neben den Fischräubern sorgen aber auch viele andere Ursachen dafür, dass den heimischen Fischarten das Überleben immer schwerer gemacht wird. Nach wie vor ist die Wasserkraft mit ihrem Schwall-Sunk-Betrieb und mit den Spülungen der Kraftwerke ein großes Problem. „Mit Nachdruck ist an einer Ökologisierung der bestehenden Wasserkraftwerke zu arbeiten. Damit könnten die Schäden an Gewässern und den Fischbeständen um ein Vielfaches minimiert bzw. auch durchaus vermieden werden“, resümiert Gert Gradnitzer, Präsident des Österreichischen Fischereiverbandes. Hinzu kommt der Klimawandel, der die Gewässer zunehmend aufheizt. Deshalb werden Gewässerrandstreifen – also die Beschattung und Kühlung der Bäche durch ufernahe Bäume und Sträucher – immer wichtiger. Auf den Erhalt und die Etablierung derartiger Gewässerrandstreifen wird sich die Fischerei zunehmend konzentrieren.